Gitup Git 2 Actioncam – GoPro Killer?

GoPro – Eine Marke, an der kein Weg vorbei führt, wenn es um Actioncams geht. Aber muss es unbedingt die GoPro sein? Nicht unbedingt. 4K- Auflösung und weitere Qualitäten gibt es schon für umgerechnet unter 100€.

Das verspricht zumindest die Git 2 von Gitup. Eine China Actioncam aus Fernost. Wieviel in der Low-Budget Cam steckt, erfährt ihr hier in meinem Vergleich zur GoPro 3+ Silver Edition und im verlinkten Video.

Als Vergleich wird die GoPro Hero 3+ Silver Edition herangezogen. Diese ist bereits in meinem Besitz und ist quasi das „Vorbild“ der Gitup Git2. Dies ist auch optisch nicht zu verkennen. Die Abmessungen beider Kameras sind identisch, die Bedienelemente an derselben Stelle. Der einzige Unterschied liegt am Display. Die Git2 besitzt ein 1,5“ großen Farbdisplay auf der Rückseite. Die GoPro hingegen nur einen Infoscreen auf der Vorderseite, auf dem die aktuellen Einstellungen abzulesen sind.
Sämtliches Zubehör und auch das Wasserdichte Gehäuse kann von beiden Kameras benutzt werden.

Preis
Sind die Unterschiede bei der Optik kaum zu erkennen, so sind sie beim Preis umso deutlicher. Die 3+ Silver Edition ist aktuell noch immer für 300€ erhältlich. Die Git2 ist mit zusätzlichem Rabattcode für weniger als 50% nämlich für unter 100€ erhältlich. Die Lieferung erfolgt aus China und erreicht den Empfänger nach ca. 14 Tagen. Wer sich diese Lieferzeit sparen will, der kann die Kamera für 170€ bei Amazon ergattern.

Ausstattung / Funktionen
Betrachtet man die Spezifikationen beider Actioncams, so lässt sich eines feststellen. Die Git2 muss wahnsinnig gut sein. 4K- Auflösung, Umfassendes Zubehörpaket, Gyro Stabilisierung, Externer Mikrofonanschluss und vieles mehr. Sieht man den Preis daneben, so steigt das Misstrauen. Da kann doch etwas nicht stimmen. Dem ist aber nicht so. Zumindest nicht direkt.
Sie behauptet sich durch Funktionen, die selbst bei teuren Actionscams und Digitalkameras nicht zu finden sind.

Videoqualität
Kommen wir zur Videoqualität. Im direkten Vergleich wurden folgende Einstellungen getätigt.
Die GoPro lieferte das Bild mit einer Auflösung von 1080p bei 50 fps.
Die Git2 lieferte 60 fps bei der gleichen Auflösung. Wahlweise wurde der Gyro- Sensor bei der Git2 hinzugeschalten. Somit wurde der Unterschied der Git2  zur GoPro, die selbst keinen Gyro Sensor besitzt, erkennbar.
Beim Auswerten des Videomaterials war schnell zu erkennen, dass die Farben der Git2 wesentlich kräftiger waren. Das Bild wirkte gesättigter und schöner. Die GoPro wirkte daneben fast farblos und grau. Die Details waren ebenso deutlicher zu erkennen, was darauf hindeuten könnte, dass die Sättigung in den Grundeinstellungen der Git2 etwas höher ist.
In weniger Lichtstarken Bereichen wurde dies jedoch zum Vorteil der GoPro. Die Farben waren stabiler und Änderungen durch Lichtverhältnisse sorgten kaum für Änderungen in der Qualität des Bildes. Bei der Git2 waren hier an den Lichtschwachen stellen etwas dunklere Bereiche zu erkennen.
Bei Nacht war kein nennenswerter Unterschied zu erkennen. Beide Cams zeigten keine Schwächen bei wechselnden Lichtverhältnissen und reagierten dementsprechend schnell.

Für den größten Unterschied sorgte die eingeschaltete Gyro- Stabilisierung der Git2. Im Vergleich zur GoPro besitzt die Git2 eine eingebaute elektrische Stabilisierung, die die registrierten Bewegungen der Kamera ausgleicht und somit für ein stabileres, weniger verwackeltes Bild sorgt.
Im Klartext liefert dies Videos mit sauberen, flüssigen Bewegungen, wie mit einer Steadycam. Die Aufnahmen der GoPro sind damit verglichen eher der unteren Klasse einzuordnen.

Foto
Die Fotoqualität brachte ähnliches Ergebnis zum Vorschein. Die Farben der Git2 wirkten gesättigter und schöner. Der Unterschied war jedoch marginal im Vergleich zum Videovergleich. Weiterer Unterschied war die Darstellung der schwarzen Bereiche. Diese waren bei der GoPro deutlich dunkler und somit gingen Details verloren.

Weiterhin ist zu bemängeln, dass die GoPro lediglich die Aufnahme von Fotos im Format 4:3 ermöglicht. Das Ganze mit einer Auflösung von 10 Megapixeln.
Die Git2 bietet hierbei 16MP im 4:3 Format und 12MP im 16:9! Format. (Beide Kameras bieten noch weitere Auflösungen. Genannt sind hierbei nur die Größten)
Die Möglichkeit Fotos im 16:9 Format aufzunehmen ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber der GoPro

Der zweite Vorteil der Git2 und somit nächste Nachteil der GoPro ist die Möglichkeit, Fotos im RAW Format aufzunehmen. RAW! Wer sich etwas mit Fotografie auskennt, der weiß, wie wichtig oder komfortabel es ist, Bilder im Raw Format aufnehmen zu können. Belichtung, Weißabgleich und weitere getätigte Voreinstellungen lassen sich in der Nachbearbeitung verändern, um das optimale Foto zu bekommen.
Um ehrlich zu sein, war ich etwas überrascht, als ich diese Option in den Einstellungen des Fotomodus entdeckt habe. Aufnahme der Rohdaten bei einer Actioncam? Genau das dachte ich mir auch. Meine Meinung hierzu erfährt ihr im Fazit am Ende des Artikels.

Sound
Die Aufnahme des Sounds lässt sich bei der Git2 in drei Stufen einstellen. Die GoPro bietet diese Option nicht. Bei mittlerer Einstellung ließ sich kein direkt hörbarer Unterschied feststellen. Beide Kameras bieten für eine Actioncam einen klaren Ton ohne Rauschen.
Die GoPro nimmt den Sound in Stereo auf, wobei die Git2 lediglich die Aufnahme von einem Kanal ermöglicht. Dies sollte bei der Nachbearbeitung beachtet werden.

Einstellungen
Wenn wir schon bei den Einstellungen sind, so können wir den Vergleich ein wenig weiter ziehen. Eins vorweg. Die Git2 bietet eine Menge Einstellungen, die einem bei der GoPro verwehrt werden.
So lassen sich z.B. der ISO- Wert, Weißabgleich, und die Bitrate bei der Git2 separat einstellen.
Die GoPro hingegen bietet keinerlei Einstellungsmöglichkeiten in diesem Bereich. Lediglich die Auflösung, der Fokus und die Aufnahmemodus- spezifischen Werte lassen sich verändern.
Bei der Bedienung funktionieren beide ähnlich. Die Aufnahmetaste dient als Bestätigung / Umschalten der Menüpunkte, wobei die Mode Taste zum Durchblättern genutzt wird.
Die Einstellungen der GoPro sind durchs Durchblättern der Aufnahme- Modus mit der Power Taste zu erreichen.

Hier gestaltet sich die Git2 unnötig kompliziert. Diese besitzt zwei Unterschiedliche Menüs, bei denen die Einstellungen angepasst werden können.
Die wesentlichen Einstellungen sind wie bei der GoPro durchs klicken der Power Taste zu erreichen. Um weitere Änderungen vorzunehmen, muss die an der Seite angebrachte Wlan Taste gedrückt werden. Diese öffnet und schließt das erweiterte Menü.

Wlan
Auch beim WLAN gibt es Unterschiede. Das Wlan beider Kameras lässt sich durch längeres drücken der an der Seite befindlichen Taste aktivieren.
Um dieses wieder zu deaktivieren, verlangt die Git2 dieselbe Vorgehensweise. Die GoPro ist hier etwas komplizierter aufgebaut. Beim erneuten Betätigen der Wlan Taste gelangt man ins Wlan Menü, in welchem man sich viermal weiterklicken muss, um das Wlan auszuschalten.
Ich muss jedoch zugeben, dass dies der Einzige Nachteil in Sachen Menüführung für die GoPro ist.

Qualität
In Sachen Qualität hat die GoPro die Nase vorn. Auf den ersten Blick wirken beide Kameras wertig und gut verbaut, so lassen sich die Unterschiede erst beim genaueren Hinsehen feststellen. Die Tasten der GoPro lassen sich gut Drücken und sind fest verbaut. Die Bedienung ist durch das an der Vorderseite angebrachte Infodisplay intuitiv und simpel.
Bei der Git2 sitzt das Display auf der Rückseite, weshalb die Bedienung der Power- Taste auf der Vorderseite etwas umständlich ist.
Im Gegensatz zur GoPro sind auf der Vorderseite der Git2 vier Schrauben an den Ecken, die die vordere Abdeckung fixieren. Nach meiner ersten Öffnung ließen sich diese zwar wieder hinein schrauben, konnten aber nicht mehr festgezogen werden. Das Gewinde war durch.
Nach dem ersten Test und einigen Spritzern Regenwasser ließ sich die Kamera nicht mehr einschalten. Wie durch ein Wunder ließ sie sich wieder zum Leben erwecken, als ich diese auseinander genommen habe, um eventuelle Schäden durch eingedrungenes Wasser festzustellen. Dem war jedenfalls nicht so.

Weiterhin konnte ich feststellen, dass der Akku extrem schnell seine Kapazität verlor. Für die Tests hielt der Akku der Kamera maximal eine Stunde, ehe sich die Git2 komplett verabschiedete, indem sie nicht mehr einzuschalten war, oder im Start- Loop fest hing.
Ob dies auf den Akku oder die Kamera selbst zurückzuführen ist, muss noch ausgiebig getestet werden. Derzeit besitze ich nur einen Akku, weshalb vorerst kein Vergleich gezogen werden kann.

Android / IOS App
Vom Hersteller wird die GoPro App für die Systeme Android und iOS geliefert. Die Bedienung der getesteten Android Version ist intuitiv und selbsterklärend. Das Betrachten der Gallerie oder das Ändern der Einstellungen lässt sich hervorragend über die App steuern. Per Livebild lässt sich die Vorschau der Aufnahme auf dem Handy ansehen.

Gitup liefert bisher keine eigene App. Die mitgelieferte Inforkarte verspricht eine App in 6-8 Wochen und verweist bislang auf die dritt- Hersteller Applikation Finalcam. Nachdem das Handy mit der Kamera gekoppelt ist, ist auch hier ein Livebild sichtbar. Das war es dann auch schon. Aufnahmen, die sich auf der Kamera befinden lassen sich erst nach dem Download ansehen. Dies dauert bei größeren Aufnahmen entsprechend lange.

Weiterhin lassen sich kaum Einstellungen vornehmen, da die App nicht direkt für die Git2 entwickelt wurde. Wie das Ganze aussieht, wenn Gitup eine App rausbringt, wird erst in Zukunft gesagt werden können.

Fazit
Zu Beginn des Tests stellte ich mir die Frage, ob es eine GoPro sein muss.
Um es kurz zu sagen. JA!
Eine Actioncam ist, wie der Name schon sagt eine Actioncam. Ob auf Land, Wasser oder in der Luft. Sobald ich auf den Aufnahmeknopf drücke, will ich eines. – Sie soll funktionieren.
Nach diesen Tests habe ich festgestellt, dass die Git2 eine Menge Funktionen bietet, diese für eine Actioncam eher nebensächlich sind. Die Möglichkeit, Fotos im Raw Format schießen zu können oder die ISO manuell anzupassen, ist – nice to have. Aber! Es handelt sich trotzdem um eine Actioncam, die schnell einsatzfähig sein und ohne große Einstellungen vorzunehmen, zum Besten Ergebnis kommen soll.
Ist der Wunsch nach einer Actioncam groß, so ist die Hero 3+ Silver  im Moment die beste Wahl, wenn es um das P/L Verhältnis geht. Qualität und ausreichende Funktionalität um anständige Aufnahmen zu tätigen. 1080p in 50 fps und 720p Aufnahmen in 120 fps bieten genügend Spielraum für Qualität bei gleichzeitiger Möglichkeit, Zeitlupen darauf zu machen.
Auf 4k sollte keinen großen Wert gelegt werden, da 24 fps für eine Actioncam mehr als ungenügend sind.

Als zweite Actioncam und kleine „Spielerei“ ist die Git2 wirklich zu empfehlen. Für ca. 100€ schneidet sie hervorragend ab und muss sich durch den eingebauten Gyro- Sensor in Sachen Videoqualität nicht verstecken. Eher im Gegenteil.

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4 comments

      1. Tja, da war ich auf der Suche, ob es Beispiel-RAW-Dateien irgendwo zum Download gibt. Und stoße darauf, dass meine YI 4K auch RAW können soll. In der Tat eine neue Firmware … die RAWs werden als DNG gespeichert und sind mit LR zu öffnen. Also keine zweite Actioncam kaufen.

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